Wie lässt sich Nachhaltigkeit visualisieren?

Ein Tukan. Das Foto stammt von Maria Isabel Eger Carvajal, die auch das Titelfoto mit der Feder im Morgentau aufgenommen – und mir zur Veröffentlichung überlassen hat. Danke, Bel!

Als ich darüber nachdachte, wie ich diese Website gestalten sollte, fiel mir schnell auf, dass Nachhaltigkeit als Bild im Kopf kaum existiert. Natürlich, es gibt beeindruckende Naturaufnahmen, aber für sich allein genommen stehen sie doch eher für Reisen und Abenteuer. Der Humboldt in uns freut sich, wirft den Backpack auf die Schulter und genießt. Jetzt den nächsten Flug buchen? Oder doch besser Flugscham-Alarm?

In den Fotodatenbanken wird Nachhaltigkeit als symbolisches Business-Thema gezeigt. Logisch, denn die Kunden sind oft Agenturen, die wiederum für Unternehmen arbeiten. Grün ist dann die Farbe der Wahl. Besonders beliebte Motive sind Fußabdrücke und zarte Jungpflänzchen in schützenden Händen. Ansonsten: Liebliches mit Bienen und Schreibschrift oder nüchterne Schriftzüge, die visuelle Ratlosigkeit signalisieren.

Mehr auf dem Punkt sind realistische Fotos von Photovoltaikanlagen und Windrädern, zunehmend auch von Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Technik, die zweifellos zum Thema passt. Überzeugend und mitreißend sind diese Bilder leider nicht.

Man kann die Gründe, warum Nachhaltigkeit notwendig ist, veranschaulichen. Das wird auch gern getan. Plastikmüll im Schildkrötenmaul. Schmelzende Eisberge. Brennende Wälder. Für Soja-Plantagen gerodeten Regenwald. Will das noch jemand sehen? Oder treibt es uns nicht langsam in die kollektive Depression?

Das Gegenstück, aufgeräumte Heimatbilder à la „Mia san Mia, und bei uns ist einfach alles von Natur aus schön“ ist kaum besser. Heile-Welt-Fotos wecken nicht den Wunsch, sich zu engagieren. Stattdessen täuschen sie über strukturelle Probleme hinweg – wie den hohen Flächenverbrauch, den Vorrang fürs Auto und die hohe Akzeptanz der Agrarindustrie.

Aber es geht auch anders, sofern diese Bilder das Ergebnis nachhaltigen Engagements sind. Die Renaturierung der Isar ist dafür das beste Beispiel. Damit die Botschaft des Bilds nicht nur von Insidern verstanden wird, sind erklärende Hinweise auf den Umgestaltungsprozess sinnvoll.

Die Isar ist zum Paradies geworden. Leider gibt es Menschen, die das ohne Respekt genießen. Pflanzen und Tiere brauchen Schutz, um im urbanen Raum zu überleben.

Ein Klassiker der Bildkommunikation ist es, den angestrebten Nutzen zu visualisieren. Der liegt aber in der Zukunft und ist noch nicht einschätzbar. Ob glückliche Enkelkinder ihn zum Ausdruck bringen? Werbung schreckt vor nichts zurück.

Ich werde das Thema im Auge behalten. Wenn mehr Menschen nachhaltig leben und nachhaltig wirtschaften, wird es auch neue Bilder geben. Bis dahin sind Worte vielleicht die besseren Botschafter.

PS: Freue mich über Kommentare zu diesem Thema!