Der große Auftritt in eigener Sache ist vielleicht eine schwierige Angelegenheit – vor allem für kleine, traditionelle Unternehmen ohne PR-Beratung und Redenschreiber. Möglicherweise sagen Sie sich auch „Ich weiß nicht, was die Leute wissen wollen und überhaupt: Eigenlob liegt mir nicht“? Obwohl Sie doch so viel Positives zu berichten wüssten – über konsequent ökologisch produzierte Produkte, über Projekte zur Kreislaufwirtschaft oder über die Senkung des innerbetrieblichen Ressourcen- und Energie-Verbrauchs …
Legen Sie Ihre Schüchternheit oder allzu vornehme Bescheidenheit ab. Es wäre doch wirklich schade, wenn die Welt nichts von Ihnen und Ihrem großen Engagement erfahren würde, nur weil Sie ihr nichts darüber mitteilen mögen oder glauben, es sei schon alles gesagt! Obwohl Sie tausend andere Dinge zu erledigen haben: Klettern Sie auf die Bühne und erklären Sie der Welt, warum und wie genau Ihr Unternehmen Nachhaltigkeit gestaltet.
Unsere Gesellschaft ist derzeit auf der Suche nach konkreten Ideen, die uns Wege in die Zukunft weisen. Die Regierung hat das verstanden und bringt sich mit einer Wasserstoffoffensive ins Gespräch. Europa verständigte sich auf einen „Green Deal“ und möchte als erster Kontinent klimaneutral werden. Nun kommt es auf die vielen kleinen Unternehmen an, die neue und nachhaltige Ideen haben, damit Leistungsträger sind – und eine viel größere Bekanntheit brauchen!
Steigen Sie also beherzt aufs imaginäre Podium! Packen Sie alle Ihre Trümpfe aus! Das Publikum ist neugierig und hellwach. Bessere Rahmenbedingungen wird es nicht geben! Sie müssen noch nicht einmal laut trommeln und auf den Putz hauen, sondern einfach davon berichten, wofür sie heute und zukünftig stehen. Ich kann Sie dabei unterstützen, den roten Faden und die Kernaussagen freizulegen, die Fragen potentieller Geschäftspartner und Kunden vorwegzunehmen und Ihre Story so aufzubereiten, dass sie das Publikum mitnimmt.
Veränderung liegt in der Luft. Vernetzen Sie sich!
Ein Beispiel, das zeigt, was möglich ist: Ich habe in diesem Blog bereits darüber berichtet, dass ich für Lothar Betz, einen in der Rhön ansässigen Zimmermeister, der die ökologische Dämmung mit Wellpappe erfunden hat, seine Nachhaltigkeitsstory entwickelt habe. Diese wurde für den engagierten Unternehmer zum ebenso einfachen wie wirksamen Instrument, um bundesweit mit Fachzeitschriften, Universitäten und jungen Gruppierungen wie den Architects for Future in Kontakt zu treten. Letztere sind aktuell eifrig auf der Suche nach alternativen Baustoffen – und zeigten sich am innovativen Konzept und den konkreten Lösungen des Zimmermeisters bald recht interessiert. Lothar Betz wurde eingeladen, seine Ideen vor fünfzig engagierten Zuhörern am 7. Juli 2020 im Rahmen einer Online-Konferenz vorzustellen.
Alle kleinen und mittleren Unternehmen, die ein kluges und nachhaltiges Angebot haben, können einfache Kommunikationsmittel wie eine journalistisch aufbereitete Nachhaltigkeitsstory nutzen, um sich an ein hoch qualifiziertes und für die weitere Entwicklung relevantes Publikum zu wenden. Wenn nur ihre Idee, ihr Produkt, ihr Prozess oder ihr Engagement rund und stimmig ist, überzeugen sie durch eine authentischen Story, zu der die noch offenen Fragen genauso selbstverständlich gehören wie Zahlen und Daten – vom Patent über die Auszeichnung bis zum Kunden-Feedback.
Welche Themen fesseln das Publikum?
Endverbraucher interessieren sich für Dinge wie baumfreies Papier, kompostierbare Verpackungen, erdölfreie Yogamatten, Hemden aus Bio-Hanf, Schuhe aus Eukalyptusfasern, Röcke aus Ananas und Flug-Treibstoff aus Abfallfetten. Unternehmer sind eher fasziniert von der Metallreinigung mit Wasser, dem Recycling alter Arzneimittel, Leder aus Kaktus, der Wassergewinnung aus Nebel, der Jeans-Herstellung mit Sauerstoffbleiche anstelle von Chemikalien, dem Einsparen von Transportkapazitäten durch Konzentrate oder Bioplastikversuche mit Fischabfällen und – kein Witz – Strom aus Urin, erzeugt von einer mikrobiellen Brennstoffzelle.
Ich habe den Traum, dass wir auf Partys, wenn es sie dann wieder geben wird, nicht nur über Leute reden, oder über das nächste Event, sondern auch über große Ideen für eine nachhaltige Zukunft. Wir könnten unser Denken in eine neue Richtung lenken, indem wir die Endlichkeit der Ressourcen zur Kenntnis nehmen und einen Kult der kreativen und nachhaltigen Innovation aufbauen. Nicht mehr höher, schneller, weiter, sondern klüger, achtsamer, nachhaltiger.
PS: Habe gerade bei Facebook via Greenpeace gelesen: „In Dresden haben Forscher mit Hilfe von Bierhefe eine Methode entwickelt, um Eisen und andere Schwermetalle aus belasteten Gewässern herauszufiltern. Erste Tests mit entsprechenden Filteranlagen sollen 2022 stattfinden. Ein weiterer Vorteil: Die Bierhefekulturen kommen von regionalen Bierbrauereien.“ Mehr davon bitte!